Basilika von San Lorenzo : Die Kunstwerke


....Basilika von San Lorenzo


Cappella dei Principi
Das bedeutendste Kunstwerk des Baus ist die Architektur selbst. Es ist nicht leicht zu bestimmen, wie getreu die Konstruktion den Originalplänen des Filippo Brunelleschi folgt. Wir können jedoch feststellen, dass in San Lorenzo alle erneuernden Elemente der Renaissancearchitektur auftauchen, welche hier zum ersten Mal in einem kirchlichen Bau grossen Ausmasses angewendet wurden. Wir betreten einen Raum moderner Konzeption, der auf eine klare Lesbarkeit der Bauelemente abzielt: unser Auge ist in der Lage, die ganze Abwicklung des Gebäudes zu erkennen und die wichtigsten Grundelemente eindeutig zu identifizieren. Die tragenden Strukturen in Horizontale und in Vertikale, Säulen, Lisenen und Bögen sind farblich und vom Material her klar unterschieden von den Kom plementärkörpern wie Wände und Fenster. Die Charakterisierung der architektonischen Räumlichkeit durch das Farbspiel von Grau und Weiss, das rechnerische und geometrische Massverhältnis der einzelnen Gebäudeteile zusammen mit dem weichen Licht, welches Schattenzonen vermeidet, all diese Elemente verleihen der Architektur von San Lorenzo eine aussergewöhnliche Harmonie und Schönheit. San Lorenzo bewahrt hervorragende Zeugnisse des Donatello (1386-1466), Autor des Sarkophargs der Familie Marteiii und der Bronzekanzeln. Die Graburne, die einen Korb aus Weidegeflecht nachahmt, wurde um 1464 von Roberto Marteiii in Auftrag gegeben und zwar für die zwischen dem linken Querschiff und dem Hauptschiff der Kirche gelegenen Kapelle. In der Künstlerhand Donatellos nimmt dieser Gegenstand häuslichen Gebrauchs, Symbol der in ihm gehüteten Familienbande, die Charakteristiken eines Kunstwerkes an, eben durch die meisterhafte Bearbeitung des Marmors, der die Rundlichkeiten der Form und die Schmiegsamkeit des Geflechts hervorhebt. Ebenfalls in die sechziger Jahre des Quattrocento gehören die von Cosimo il Vecchio gewünschten Reliefs für den Presbyteriumsbe-reich, in unvollständiger Weise ausgeführt vom Meister und seinen Gehilfen. Aus Anlass des Besuches von Papst Leo X wurden sie provisorisch zusammengesetzt, bis dann im Laufe des ^.Jahrhun derts die Paneele zwei Kanzeln bildeten unter der Hinzufügung von einigen Szenen, augenscheinlich aus Bronze, aber aus Holz gearbeitet. Die Schreine wurden auf Säulen gestelzt und zu beiden Seiten des Mittelschiffs aufgestellt, nahe des Querschiffs, wo sie sich noch heute befinden. Die eigenhändigen Szenen der linken Kanzel enthalten, ausser den Ornamentalfriesen, Darstellungen der Passion und des Todes Christi. Die rechte Kanzel zeigt in einer einzigen Bildszene, die symbolisch durch Türen unterteilt wird, das Absteigen in die Unterwelt, die Auferstehung und die Himmelfahrt. Den Zyklus vervollständigen einzelne Episoden wie die Drei Marien am Grab, das Pfingstwunder und das Martyrium des hl. Lorenz. Das Werk verdeutlicht meisterhaft die ganze expressive Skala eines in Bronze gearbeiteten Flachreliefs: das Licht belebt die Oberfläche unter Betonung der aufregenden Dramatik der Ereignisse oder der schmerzhaft insichgekehrten Erwartung nach dem Tod des Erlösers. Erstaunlich ist, wie im Paneel der Auferstehung die Konzentration des Geschehens und der Figuren keineswegs den erhabenen ästhe tischen Eindruck der Gestalt Christi vermindert, die sich mit halb-

Cappella Medicea
geschlossenen Augen emporrichtet, in den Händen das Siegesbanner und den Kör per noch von den Grabbinden bedeckt. Zahlreiche Gemälde schmücken die Altäre und die Kapellen der Kirche, als wollten sie gerade durch ihre Vielfarbigkeit die strenge Zweifarbigkeit der Architektur ausgleichen. Ungewöhn-liehe ikonographische Züge trägt die Verkündigung in der Marteiii Kapelle, um 1440 von Filippo Lippi ausge führt. Ganz im Stil des Renaissance- maiers, zeigt das Werk zweitrangige Elemente, die die Hauptkomposition ergänzen: so fällt unser Blick auf die geschwungene Ampolle aus Glas, die sich im Vordergrund zwi schen Maria und dem Engel befindet. Die Glasvase wird vom Licht durchflutet als Zeichen der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria durch den Heiligen Geist. Dargestellt sind drei Engel, mit weissen, grünen und roten Flügeln, als Symbol der drei theolo gischen Tugenden, die sich in Maria entfalten, im Moment ihrer Bereitschaft, die Botschaft des Gottesgesandten anzunehmen. Ein Hauptwerk des toskanischen Manierismus ist die Verlobung der Jungfrau Maria in der zweiten Kapelle des rechten Seitenschiffs. Das Gemälde, signiert und datiert 1523 von Rosso Fiorentino, zeigt Maria und Joseph als zwei junge Schauspieler in blühendem Alter inmitten eines fröhlichen Festes mit vielen Gästen: die keineswegs traditionelle Kompositionsweise und Farbgebung findet hier einen besonders glücklichen Ausdruck. Ein Werk aus jüngster Zeit in San Lorenzo ist die 1964 von Pietro Annigoni ausgeführte Leinwand mit dem Hl. Joseph und Christus. Der der Tradition folgenden Darstellung fehlt jegliche Rhetorik, sie konzentriert sich hingegen ganz auf die väterliche Liebe des Joseph, der sich der Besonderheit des Sohnes bewusst ist. Die einzigartige Aufgabe Christi wird betont durch das Holzbrett im Vordergrund, welches ein Kreuz bildet, dank der chromatischen Effekte durch die Verwendung von Gold. Dieser kleine Bau, über quadratischen (irundiiv, und bedei 11 mit einer Halbkuppel, ist der synthetische und effektvolle Ausdruck der Ästhetik der Frührenaissance. Die Konstruktion, an die sich die ebenl.ilh qu.uli.iliv he und gewölbte Tribüne anlehnt, lag in den I l.lndeu von I ilippo Brunel leschi, der sie 1428 vollendete. Der dekorative Schmuck, der inil dei Architektin de, H.iir. eine Einheit bildet, stellt eine Auswahl von Materialien und Bildhau ertechniken dar. Die Ausführung oblag grössten teils Donalello in den Jahren 1428 bis 1432. Aus dieser Zeit stammt der das Geschoss bestimmende Rahmen mit Engelchen und Seraphinen, ausgeführt in Gussform, aus Terrakotta in den Farben rot, blau und gold. In den Rundfeldern zwischen den Kuppelzwickeln mit Szenen aus dem Leben des Evangelisten Johannes, wählte der Meister die Technik eines äusserst gepressten Flachreliefs, aus Stuck und bemalt in den zarten Tönen weiss, ziegelrot und hell blau. 1435 vollendete Donatello den Skulpturenschmuck oberhalb des Rahmens durch Rundfelder in den grossen Lünetten mit der Darstellung der Vier Evangelisten, auch diese in vielfarbigem Stuck gearbeitet. Die Reliefs besitzen traditionellere Charakteristiken auf Grund einer stärkeren Plastizität und einer lebhafteren Farb gebung. Nachfolgend, zwischen 1440 und 1443, schuf der Künstler die zwei Doppeltüren aus Bronze, die von zwei Ädikulas aus farbigem Stuck überdacht werden: links befinden sich die hll.Lorenz und Stefan, rechts sieht man die hll. Kosmas und Damian. Die Paneele der Türen zeigen, in thematischer Übereinstimmung mit den Ädi kulas, Heiligen- und Apostelpaare, sowie Kirchenväter. Die Architektur der Alten Sakristei beruht auf Formen und Zahlen, die in der jüdisch-christlichen Tradition die Perfektion symbolisieren. Die strenge Formensprache dreht sich um den Kubus und die Kugel, um das Quadrat und den Kreis, um die Zahlen vier und drei und deren mathematische Kombinationen. Auch das Licht verbreitet sich gleichmässig, ausgehend von der Kuppel mit den zwölf, zentral zur Lanterne angeordneten Rund fenstern an der Basis. Die Tribüne, die Grabmäler der Familie Medici und die Ausstattung sind als Elemente geplant, die die Architektur ergänzen und die formale Strenge der Sakristei mildern. .. Basilika von San Lorenzo ( Opera Laurenziana - Associazione Ars et Fides - Florenz )

 

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